Südnovation Ideen Werkstatt, ein Bericht!

Wir sollten öfter träumen, zumindest immer ein Projekt mit Träumen und Visionen beginnen. Anlässlich der Südnovation Ideen Werkstatt am 7. und 8. Mai 2013 im Rahmen des Designmonats Graz wurde kreativen Ideen aus dem Süden, die unsere Welt verändern können, freier Lauf gelassen. Franck Houndegla beschrieb die feine Verflechtung an Netzwerken auf einem Kult- und Einkaufsplatz in der Haupstadt Benins, Porto-Novo, wo BürgerInnen an dem Prozess der Renovierung dieses Platz involviert waren. Unspektakulär, unsichtbar und dennoch effizient und gesellig ist die Kreativität Afrikas - Sie besteht aus einer Denkweise, aus der wir viel lernen können.

 

í„hnliche Dynamiken brachte auch Daniela Brasil den TeilnehmerInnen näher: Sie berichtete von einem Projekt zwischen Brasilien und Deutschland, in dem die provisorische Aneignung öffentlichen Raumes, inspiriert von Strategien aus dem Süden, auch in Weimar umgesetzt wurde. Ein gewisses Maß an Chaos und Flexibilität sind Bestandteile einer Kreativität des Südens, die nachweislich in ihrem Projekt auch in unserem ordnungsdurstigen Nachbarland funktionierte!

 

Nach diesen Impulsen und ganz im Sinne des Träumens wurden drei Projektideen vorgestellt: Gewicht abnehmen und kreativ sein beim Lehmstampfen (Credits Abdallah Salisu), Wiederbelebung der aussterbenden österreichischen Tradition des Indigofärbens und der Webkunst von Menschen mit migrantischem Hintergrund (Gülsüm Ceri), der Relaunch des Grazer Projekts Euroafricans mit der íœbermalung gebrauchter Objekte (Bruno Toya / Veronika Dreier). Diese Ideen wurden in kompakten Arbeitsgruppen in einem kreativen Prozess erweitert und durch einfallsreiche Visionen ergänzt.

 

Die daraus entstandene Inspiration wurde umgehend in dem am Abend durchgeführten Stadtrundgang umgesetzt: übermalte Stühle des Euroafricans Projekts wurden mitgenommen um improvisierte Pausen in der Stadt zu einzulegen - ein guter Anlass Neugier zu erwecken, Gespräche mit den EinwohnerInnen des Griesviertels zu führen und Werbung für das Projekt zu machen! Im Lokal Nil konnten die TeilnehmerInnen dann, ganz im Sinne der Südnovation, eine wunderbare Kombination aus Kulinarik und Geselligkeit,  einen regen Austausch von Rezepten und Gesprächen mit dem Koch, erleben.

 

Am nächsten Tag wurden die Projektideen unter dem Licht des Umsetzbarmachens noch einmal betrachtet. Pragmatisch und ressourcenorientiert wurden die Ideen ausgefeilt, ohne ihre innovative Dimension zu verlieren: eine mobile Werkstatt anstelle des kostspieligen Anmietens eines Arbeitsraumes bei Euroafricans, Lehmstampfen als Pilotprojekt für soziales Design, oder ein modernes Flashmob Format für das Projekt, das sich mit traditioneller Textilkunst auseinandersetzt, wurden angeregt durchdiskutiert.

 

Einen Hauch an Pragmatismus gab uns davor Mark Kwami, der uns neben einem Einblick in seine  vielfältigen, positiven und innovativen Projekte auch exemplarisch auch darauf aufmerksam machte, wie eine gute Idee mangels ausreichender Logistik und Qualitätsmanagement auch manchmal scheitern kann.

 

Am Nachmittag warfen die TeilnehmerInnen mit der Brille des Kritikers ihre scharfen Blicke noch einmal auf die Projekte, um zu sehen, was die RealistInnen noch übersehen hatten. Der letzte Referent, Kreativexperte Wolfgang Bergthaler, bot uns eine Formel zur Definition der Südnovation anhand des Erfolgsmodells Indien: Fairtrade + Glokalisierung + Reverse Innovation = Südnovation.

 

Am Ende dieser ein anderthalb Tage hatten die TeilnehmerInnen nicht nur die Vorteile von  Südnovation wahrgenommen, sondern diese auch selbst erlebt und Lust bekommen, selbst weiterzumachen. Von der Verwirklichung der vorgeschlagen Projektideen kann man jetzt nicht nur mehr träumen; falls Euch also schräge Web-Installation, Stadtmöbel aus Lehm und vielleicht eine mobile Reparaturwerkstatt auf Eurem Weg begegnen wisst Ihr, worauf das zurückzuführen ist!

 

 

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