Für kulturen in bewegung war das Jahr 2013 gekennzeichnet von den Schlagworten „Kooperation“ und  „nachhaltiger Innovation“. Zusätzlich zu  der kontinuierlichen Servicetätigkeit im Rahmen von individueller Beratungen wurden 2013 folgende Projekte realisiert: die Fotografie-Ausstellung SO IST AFRIKA!, zwei Tourneen von Jugendtheatergruppen aus Uganda und Indien, der Südnovation Ideen-Werkstatt , Tourneen der Frauen-a capella-Truppe Nobuntu aus Simbabwe und dem äthiopischen Krar Collective sowie der kontinuierliche und erfolgreich Ausbau der 2012 gestarteten Reihe Lalala – Konzerte für Kinder. Die Projekte wurden mit einer Vielzahl an KooperationspartnerInnen durchgeführt, was zu einer aktiven Teilhabe unterschiedlicher NGOs, Institutionen und Einzelpersonen, sowie zu einer breiten Streuung der erreichten Zielgruppen führte.

Zu den Schwerpunkten der Servicestelle  zählten 2013 neben der Vermittlung zahlreicher KünstlerInnen mit migrantischem Hintergrund, aber auch internationale Acts aus dem Süden, an Veranstalter-Innen in Österreich sowie Kreativ-Workshops an Schulen auch die Unterstützung von VeranstalterInnen bei der Projekt-Konzipierung. Ebenso informierte kulturen in bewegung regelmäßig  die Öffentlichkeit via Newsletter und verstärkt durch das soziale Netzwerk Facebook über aktuelle Entwicklungen in der EZA, Kunst & Kultur in Afrika, Asien und Lateinamerika und in der Diaspora.



Krar Collective– Äthiopische Musik auf neuen Wegen

Das Trio erreichte auf seiner sechstägigen Tour durch Österreich insgesamt 750 Besucher_innen. Von der Premiere im ausverkauften Linzer Brucknerhaus bis zur „Tanzparty“ in der Wiener Sargfabrik - in enger Kooperation mit der äthiopischen Gemeinde - war sowohl die Medien- als auch die Publikumsresonanz einhellig positiv. Die Art und Weise wie das Ensemble die Rhythmen und Melodien in die Gegenwart transponiert, ist ein Türöffner in die reiche Musikwelt Äthiopiens. Die einprägsamen, mitreißenden Stücke wecken Interesse, sich Äthiopien einmal abseits der üblichen Hunger- und Katastrophenimages zu nähern. „Der Standard“ berichtete vorab über dieses international bereits sehr erfolgreiche Ensemble. Zu den Auftritten wurde eine Programminformation verfasst und an das Publikum verteilt. Darin wird auch auf die Aktivitäten der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit in Äthiopien Bezug genommen.



SÜDNOVATION IDEEN WERKSTATT - wie der Süden den Norden retten kann

Innovative Wirtschaftsmodelle tragen wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung sogenannter Entwicklungsländern bei. Sparsame Produktionsverfahren, Konzentration auf das Wesentliche, Upcycling, das Entstehen flexibler Infrastrukturen und autonomer, kleinteiliger Produktionseinheiten - das sind nur einige wenige Beispiele innovativer Trends aus dem Süden. Südnovation.
Anlässlich der Südnovation - Ideen Werkstatt am 7. und 8. Mai 2013 im Rahmen des Designmonats Graz wurden kreative Konzepte und Projekte, die unsere Welt verändern können, zusammengetragen.
Unspektakulär, unsichtbar und dennoch effizient und gesellig ist die Kreativität Afrikas. Das bewies Franck Houndegla mit der Präsentation eines Projektes in Benin. Innovation wird durch ein gewisses Maß an Flexibilität und Chaos, einer anderen Denk- und Herangehensweise gefördert. Diese Kreativität des Südens, die sich auch in der Arbeit der brasilianischen Architektin Daniela Brasil wiederspiegelt, stellte sie anhand eines Vorhabens, das sie in Deutschland realisierte, vor. Der Ghanaer Mark Kwami gewährte Einblicke in seine vielfältigen Initiativen. Er schilderte eindrücklich, wie eine gute Idee mangels ausreichender Logistik und Qualitätsmanagement manchmal auch scheitern kann. Wolfgang Bergthaler bot anhand des Erfolgsmodells Indien eine Formel zur Definition der Südnovation:

Fairtrade + Glokalisierung + Reverse Innovation = Südnovation.

Nach diesen Impulsen und ganz im Sinne des Träumens wurden drei Projektideen vorgestellt: kreatives Lehmstampfen (Abdallah Salisu), Wiederbelebung der aussterbenden österreichischen Tradition des Indigofärbens (Gülsüm Ceri) und der Relaunch des Grazer Projekts „Euroafricans“ mit der Übermalung gebrauchter Objekte (Bruno Toya/Veronika Dreier). Diese Ideen wurden in Arbeitsgruppen besprochen und durch einfallsreiche Visionen ergänzt.
Die daraus entstandenen kreativen Anstöße wurden umgehend in einem Stadtrundgang in die Realität umgesetzt: Übermalte Stühle des Euroafricans Projekts wurden mitgenommen, um improvisierte Pausen in der Stadt zu einzulegen. Am nächsten Tag wurden die Projektideen unter dem Licht der konkreten Umsetzung noch einmal betrachtet. Pragmatisch und ressourcenorientiert wurden die Ideen ausgefeilt, ohne dabei ihre innovative Dimension einzubüßen.
Am Ende dieser eineinhalb Tage hatten die 50 Teilnehmer_innen nicht nur die Vorteile von  Südnovation wahrgenommen, sondern diese auch selbst erlebt und Lust bekommen, selbst weiterzumachen.



Strengthen Creative Cooperation

Seit Januar 2012 führt kulturen in bewegung das EU-Projekt "Strengthen Creative Cooperation" (Europeaid) in Österreich durch. Zielsetzung ist der Kulturaustausch und Netzwerk-Arbeit zwischen sogenannten "local authorities", NGOs und Jugendkulturgruppen aus dem Süden. Projektpartner sind in Bulgarien, Dänemark, Deutschland und Slowenien beheimatet. Gemeinsam werden Kampagnen zu MDG Themen, wie Armutsminderung, HIV/AIDS, soziale Integration, u.a. durchgeführt.
 
In Kooperation mit NGOs, Schulinitiativen, Veranstalter_innen, Städten und Gemeinden (in Österreich die Stadtgemeinde Langenlois) werden entwicklungspolitisch relevante Themen durch Auftritte und Workshops von Jugendtheatergruppen behandelt. Die Gruppen 2013 kamen aus Südafrika, Uganda, Kenia, Indien, Kambodscha, u.a. Ländern. Mittels "peer learning" kommen die Lebenswelten der Jugendlichen einander näher.  Die Jugendlichen aus dem Süden vermitteln den Jugendlichen in Europa, dass die Möglichkeit besteht, über kreative und kulturelle Beschäftigung zur Entwicklung des Selbstbewusstseins und neuer Perspektiven beizutragen. Zwei Gruppen waren in Österreich zu Gast: Von 16. – 30. Mai die Gruppe Rainbow House of Hope aus Kampala (Uganda) und von 13. – 28. Oktober die Experimental Theatre Foundation aus Mumbai (Indien).
Während die ugandischen Jugendlichen in dem Stück „Mirembe  - Die Dorfschönheit“ auf die Situation von Mädchen in traditionellen Gesellschaften Bezug nahm, stellte die indische Gruppe das Thema Wasser und Wasserknappheit in den Mittelpunkt ihrer Aufführungen.
Für beide Projekte wurden im Vorfeld Folder produziert und an den Schulen sowie den Veranstaltungsorten verteilt. So konnten sich die Schulklassen auf das Thema vorbereiten, bzw. die Theaterbesucher_innen nachlesen und recherchieren. Die Folder boten neben kurzen Ländereinführungen auch Infos zu den Aktivitäten der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, zur Performance und den einzelnen Projekten. Weiters werden von kulturen in bewegung im Rahmen von „Strengthen Creative Cooperation“ Unterrichtsmaterialien zu MDG Themen erstellt.



Lalala - Konzerte für Kinder

Lalala - Konzerte für Kinder ist eine von kulturen in bewegung initiierte Konzertserie. In den Außenbezirken Wiens sollen junge und junggebliebene Konzertbesucher_innen dazu angeregt werden, in das Universum Musik einzutauchen.
2013 fanden 9 Konzerte statt, die insgesamt von 622 BesucherInnen (ca. 60% Kinder im Alter von 3 – 8 Jahren) besucht wurden. Die Bandbreite der Klänge reichte von Senegal über Indien, von Serbien bis auf die Philippinen. In Österreich lebende Musiker_innen bereiteten für die Konzertserie eigene Programme vor. Auch für sie sind diese Konzerte immer besondere Gelegenheiten, sich die Lieder und Musik ihrer Kindheit  in Erinnerung zu rufen. Gebannt lauschten die jungen Zuhörer_innen den fremden Melodien aus der weiten Welt und bestaunten die bislang unbekannten Musikinstrumente.

24. Februar: Musikgeschichten mit Klaus und Demba (Senegal, Österreich) – Augarten Aktionsradius, 1200 Wien

17. März: Bahay Kubo, Shirley Dimaano (Philippinen) – Freiraum 23, 1230 Wien

21. April: „……….. so weht ein Wind“, Paula Barembuem (Argentinien) – Palais Kabelwerk, 1120 Wien

26. Mai: „Under the Rainbow”, Rainbow House of Hope (Uganda) – Dornerplatz open air, 1170 Wien

23. Juni: „Pummel und der Sommer“, Javier Pedra (Venezuela) – Strandbar Herrmann, 1020 Wien

8. September: Moša Šišic, Aj Romale & Aj Cavale (Serbien, Österreich) – Bömischer Prater, 1100 Wien

20. Oktober: Jelena Poprzan und Mona Matbou Riahi, Kinderlieder (Iran, Serbien) – Café Schopenhauer, 1180 Wien

17. November: Siddhita (Indien,Österreich) – Freiraum 23, 1230 Wien

15. Dezember: Sabawoon Ayubi (Afghanistan) – Brunnenpassage, 1160 Wien



SO IST AFRIKA! Was Sie schon immer über Afrika wissen wollten 


Multimedia-Ausstellung in der Bücherei Philadelphiabrücke – 8. Oktober bis 5. November 2013
SO IST AFRIKA! nahm mit Augenzwinkern die typischen Afrika-Klischees unter die Lupe. Ironisierend und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus wurde zum Widerspruch und zur Diskussion herausgefordert.
Die Multimedia-Ausstellung gliederte sich in 3 Screeningsstationen, die durch die Präsentation von T-Shirts, Fakezeitschrift, Werbeplakaten und anderen Drucksorten ergänzt wurden. Insgesamt zeigte die Ausstellung 25 Werke von Künstler_innen aus 10 Länder des afrikanischen Kontinents.
Neben der Ausstellung wurde ein Rahmenprogramm mit Podiumsdiskussion, Filmvorführung, Kabarett und (Schul)Führungen durch die Ausstellung organisiert.
Mit  SO IST AFRIKA! wurde versucht möglichst niederschwellig die Themen Rassismus und Stereotypen im öffentlichen Raum zu präsentieren. Mit einer gehörigen Portion Humor, der bekanntlich ansteckend und oft nachhaltiger wirkt, als der berühmte politisch korrekte Zeigefinger, konnten neue Zielgruppen erreicht werden.
 Die Führungen regten zur Diskussion an und brachten den Teilnehmenden neue Sichtweisen und Erkenntnisse. Der Filmklassiker „Das Fest des Huhnes“ sowie der Kurzfilm „Schwarzfahrer“ regten dazu an, sich Bilder und Nachrichten genauer anzusehen und zu hinterfragen. Die abschließende Podiumsdiskussion mit dem Thema „Endlich! Alternative Afrikabilder in den Medien und in der Kommunikation“  löste sowohl am Podium als auch unter den Zuhörern eine hitzige Debatte aus.  Rückmeldung der circa 3000 Besucher_innen zufolge wurde In SO IST AFRIKA! wurde Vorurteilen mit ironischer Distanz begegnet und Alternativen zu den festgefahrenen Klischees aufgezeigt. Die Besucherzahl von circa 3000 Interessierten zeigt deutlich, dass diese Multimedia-Ausstellung eine Lücke gefüllt hat.

 


Nobuntu – Frauen-Acapella aus Bulawayo (Zimbabwe)


Erstmals in Österreich und gleichzeitig Europapremiere feierte von 3.  November bis 1. Dezember das fünfköpfige Frauen-Acapella Quintett Nobuntu aus Bulawayo Zimbabwe.

In 20 Konzerten und 5 Workshops mit Chören und an Musikschulen brachten die fünf Frauen die Gesangskultur der Ndeble auf die Bühne. Das Besondere daran ist, dass die Tradition des Männergesangs damit durchbrochen wird. Sowohl die Reaktionen der Veranstalter (s.o) also auch des Publikums waren einhellig von der stimmlichen und performativen Qualität begeistert. Die KünstlerInnen wurden von einer Welle der Sympathie, die ihnen von Beginn an entgegenschlug, getragen. Der große Erfolg legt nahe, NOBUNTU weiterhin zu begleiten und wieder einzuladen.

 

„Das Konzert war großartig: musikalisch auf sehr hohem Niveau, stilistisch und dramaturgisch sehr durchdacht, die Solopartien einer jeden Sängerin passend zu Ihrem Können und Charakter eingesetzt und alle 5 Damen waren hohe Sympathieträgerinnen.“ Prädikat: höchst wertvoll!  (Miriam Schreinzer, Remise Bludenz)


„Publikum war begeistert, durchwegs positive Rückmeldungen.“ (Nicola Baloch, AAI Graz)


"Eine einzigartige Gruppe mit einzigartiger Musik, einzigartigen Stimmen und Können im Gepäck! Ich kann mich den Lobeshymnen von nur anschließen. Es war wirklich ein schönes Konzert." (Sybille Rarej, Kulturabteilung Judenburg)




Servicestelle kulturen in bewegung
Vermittlung, Beratung, Netzwerk


Vertieft wurden diese Angebote durch individuelle Beratungen, die sowohl von Künstler_innen, als auch Veranstalter_innen aus den Bereichen Musik, Design, Zirkus-Kunst, Bildende Kunst, Performance, NGOs, Film, Ökologie, u.v.m. gerne wahrgenommen wurden.  


Neben der Beratungstätigkeit führte kulturen in bewegung auch zahlreiche direkte Vermittlungen von Konzerten, Theateraufführungen und Workshops zu Themen des globalen Lernens an interessierte Veranstalter_innen (Schulen, Kulturhäuser, etc.) durch.


Der monatliche Newsletter informiert ca. 7000 Kulturinteressierte österreichweit über aktuelle Veranstaltungen in den Bereichen Weltmusik, Bildende Kunst, Kino, Festival, Tanz, u.v.m. Neben Veranstaltungstipps werden Hintergründe und weiterführende Links zu den Dynamiken in der „Weltkunst“ geboten. Ebenso bietet die Website aktuelle Veranstaltungstipps sowohl von eigenen als auch von Projekten relevanter Partner-Organisationen. Über die Facebook-Seite „kulturen in bewegung“ gelang es, unsere über 800 Fans nicht nur über aktuelle Termine am Laufenden zu halten, sondern auch Diskurse über entwicklungspolitisch relevante Kultur-Themen anzuregen. Der Entwicklungsprozess der Coporate Identity wurde 2013 fortgeführt, eine neue Selbstdarstellung verfasst und die Drucksorten vereinheitlicht.


Veranstalter_innen wurden mit einem Veranstalter-Newsletter anlassbezogen über aktuelle Projekte von in Österreich lebenden Künstler_innen mit migrantischem Background sowie über internationale Projekte on tour informiert. Für Künstler_innen wurde eigens eine Facebook-Gruppe, die kulturen in bewegung KünstlerInnen Info eingerichtet, um diese über aktuelle Ausschreibungen, Weiterbildungsangebote, etc. zu informieren.


Die Wintersoup-Party im November brachte wieder Künstler_innen aus allen Ländern zusammen. Diesmal bei Livemusik vieler in Wien lebender afrikanischer und lateinamerikanischer Musiker_innen angeführt von Hajamadagascar, Ramadu Moyo und Pascal Lopongo.  Djane Larissa (Andrea Schalk) stimmte mit schwunghafter Musik aus Brasilien auf den geplanten Schwerpunkt „Nosso Jogo“ ein. Die verschiedenen, ebenfalls von Kulturschaffenden zubereiteten Suppen, wurden zur Drehscheibe des Austauschs. Das Team von kulturen in bewegung bietet bei der Wintersoup einen Rückblick auf die Projekte und stellt die geplanten Aktivitäten vor.